Bioökonomie

Die fossilen Rohstoffquellen sind begrenzt. Daher werden biogene, das heißt aus Biomasse hergestellte Rohstoffe zukünftig eine immer größere wirtschaftliche Rolle spielen, um neben Nahrungs- und Futtermitteln auch Chemikalien und Materialien sowie Energieträger auf der Basis von Biomasse zu erzeugen.

Die auf die Nutzung fossiler Rohstoffe ausgerichtete Wirtschaft steht daher vor einem Wandel hin zu einer biobasierten Wirtschaft, die sich zunehmend auf nachwachsende Rohstoffe stützt. In etablierten Verfahren werden häufig nur bestimmte Bestandteile genutzt, die Bioökonomie zielt auf die ressourcenschonende vollständige Nutzung von Biomasse ab.

Wenn ein nachhaltiger Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen Wasser und Boden, der Schutz der Biodiversität sowie die Berücksichtigung sozialer Interessen eingeschlossen werden, kann Bioökonomie einen Beitrag zu Klimaschutz, Ressourcenschonung und globaler Ernährungssicherheit leisten.

Vor diesem Hintergrund versteht die Landesregierung von Baden-Württemberg unter Bioökonomie die wissensbasierte Erzeugung und Nutzung biologischer Ressourcen, Prozesse und Prinzipien, mit deren Hilfe Produkte und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren im Rahmen eines zukunftsfähigen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems bereitgestellt und genutzt werden können.

In Deutschland wurde bereits im Jahr 2009 der Bioökonomierat als unabhängiges Beratungsgremium der Bundesregierung eingerichtet. Der Rat führt einen offenen Dialog mit der Gesellschaft und gibt Empfehlungen ab. Im Jahr 2010 wurde die Nationale Forschungsstrategie Bioökonomie 2030 veröffentlicht, im Jahr 2013 die Politikstrategie.

Die Europäische Union hat bereits im Jahr 2018 eine überarbeitete Bioökonomie Strategie-verabschiedet. Viele Länder und Regionen weltweit entwickeln Bioökonomie-Strategien, um sich für die Zukunft vorzubereiten.

Baden-Württemberg hat bereits 2014 eine Forschungsstrategie implementiert und mit der neuen Landesstrategie „Nachhaltige Bioökonomie für Baden-Württemberg“ im Jahr 2019 eine Politikstrategie vorgelegt, die den Weg für eine nachhaltige, wissensbasierte Bioökonomie und deren weitere Entwicklung in Baden-Württemberg aufzeigt.

Der Begriff Biomasse steht für die Gesamtheit des von Lebewesen produzierten Materials. Die Primärproduktion von Biomasse erfolgt durch den Prozess Photosynthese, bei dem Pflanzen, Algen und bestimmte Mikroorganismen aus anorganischen Stoffen (hauptsächlich CO2) und Lichtenergie energiereiche organische Verbindungen aufbauen.

Pflanzliche, tierische und mikrobielle Biomasse besteht aus vielen verschiedenen Verbindungen (Kohlenhydrate, Proteine, Fette, Nukleinsäuren, zum Teil Lignin sowie andere Inhaltsstoffe mit interessanten Eigenschaften).

Angesichts knapper Ressourcen und einer wachsenden Weltbevölkerung benötigt die Menschheit neue, nachhaltige Arten des Wirtschaftens. Einen solchen Ansatz bietet eine wissensbasierte Bioökonomie, also eine moderne, nachhaltige und bio-basierte Wirtschaft, deren vielfältiges Angebot die Welt ausreichend und gesund ernährt und mit hochwertigen Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen versorgt. Mit der "Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030" legt die Bundesregierung die Grundlagen für die Vision einer solchen nachhaltigen bio-basierten Wirtschaft.